Schloss Český Rudolec

Das Schloss Český Rudolec, das auch den Beinamen „Kleinere Kopie von Schloss Hluboká“ trägt, können Sie nicht übersehen, das der vierseitige neugotische Turm schon von Weitem sichtbar ist. In der Saison ist es jeweils von Mittwoch bis Sonntag geöffnet, wobei hier am Wochenende häufig bis zu 200 Besucher vorbei kommen.

Im 14. Jahrhundert stand hier am Handelsweg zwischen Prag und Wien eine Wachburg, die später in eine Wasserburg umgebaut wurde. Das Aussehen im Renaissance-Stil erhielt die Burg im 16. Jahrhundert. Im Jahr 1860 fiel es einem Großbrand zum Opfer und wurde danach im neugotischen Tudor-Stil nach dem Vorbild des italienischen Schlosses Mira Mare unweit von Triest umgebaut. Die letzten Schlossherren stammten aus der Adelsfamilie Rein - hardt-Picchioni. Curt Reinhardt, ein Industrieller aus der Stadt Bautzen in der Region Lausitz, der in die Familie Picchioni einheiratete, starb im Jahr 1932.

Das Schicksal des Schlosses war ab der Nachkriegszeit zunächst genauso tragisch, wie andernorts auch: es stand leer und ungesichert, und der Besitz der Familie Reinhardt wurde zu Gunsten des Staates konfisziert. Im Wald hinter der Gemeinde wurde außerdem ein Gefangenenlager für fast einhunderttausend Kriegsgefangene errichtete. Nach dem Ausbruch von Epidemien wurde das Schloss zum Pavillon für Infektionskrankheiten umfunktioniert. 1948 wurde der Großteil der Gebäude dem örtlichen Direktorium der Staatlichen Gutshöfe zur Nutzung übergeben und diente als Quartier für die Mitarbeiter und Praktikanten.

1989 wurde das Schloss vom Bezirksnationalausschuss in Jindřichův Hradec kostenlos an die landwirtschaftlichen Genossenschaft JZD Chýně übertragen, welche Reparaturarbeiten in die Wege leitete. Doch die Geld - mittel waren bald verbraucht und das Schloss blieb erneut ungenutzt. Es folgte ein jahrelanger Gerichtsstreit zwischen dem Staat und JZD Chýně um die Besitzansprüche, der erst 1998 mit der Zuerkennung des Besitzes dem Staat beendet wurde. In dieser Zeit zeigten sich der ehemalige Par - lamentarier Michal Prokop und angeblich auch Karel Gott oder die Eisho - ckey-Legende Jaromír Jágr am Schloss interessiert, doch erst 2001 wurde mit der Übertragung in die Verwaltung der Gemeinde sichergestellt, dass keine weitere destruktiven Arbeiten am Gebäude vorgenommen werden. 2009 kaufte das stark in Mitleidenschaft gezogene Schloss die Brünner Aktiengesellschaft PENA plus a. s. mit Hauptziel, das einzigartige Areal und das Schloss Český Rudolec zu erhalten Zusammen mit dem eingetragenen Verein „Gedächtnis der Region Rudolecko“ wurden mehrere freiwillige Arbeitstage organisiert, die Gebäude und Schlossgärten wurden gesäubert und das Schloss wurde provisorisch für Besucher geöffnet.

In den Jahren 2010 und 2011 wurden das Schloss und das Areal nach vielen Jahren endlich zu neuem Leben erweckt. Es wurden die gefährlich ge - neigten Zinnen saniert, die Entwässerung des Gebäudes vorbereitet und die Sanierung des dreißig Meter hohen Turms aufgenommen. Dank der Förder - gelder des Kultusministeriums und der Zusammenarbeit der Mitarbeiter des Nationalen Instituts für Denkmalpflege konnten die Sanierungsarbeiten am Dach fortgesetzt werden.

PENA PLUS a. s., die sich in Malá Hluboká a. s. unbenannte, hält das Schloss, das Gasthaus, das Infozentrum im historischen Gebäude der Schlossver - waltung, die anliegenden Gebäude und den gegenüber liegenden Park in ihrem Besitz. Nach 118 Jahren wurde im hiesigen Gasthaus in Český Rudo - lec die Tradition des Bierbrauens wieder aufgenommen und so können sich die Besucher Flaschen und kleine Fässer mit dem Bier der Marke Grasel mit nach Hause nehmen. Die Beharrlichkeit und Strebsamkeit der Malá Hluboká a. s. geben seit einigen Jahren neue Hoffnung, dass das Schloss wieder zu seinem einstigen Ruhm und Glanz findet. Und das der Tatsache zum Trotz, dass im leeren Fensterrahmen im zweiten Stock der Sensenmann – der in Tschechien jedoch eine weibliche Gestalt ist und von den Bewohnern liebevoll Magda genannt wird – persönlich steht und zusammen mit dem Raben Evžen drohend auf die Welt herab blickt.

www.zamek-ceskyrudolec.cz

Tipps in der Umgebung: Grasels Pfad (Graselova stezka ) ist nach dem bekannten Räuber Grasel benannt (dessen Familiennamen wurde ins Tschechische übertragen, „grázl“ ist heute ein Schimpfwort). Der gut markierte Weg führt von Český Rudolec 9 km in die Umgebung.

Příloha

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