21. Myslkovice

Die erste jüdische Familie ließ sich in Myslkovice vor 1650 nieder. Das genaue Datum ist jedoch nicht bekannt. 1706 lebten hier drei jüdische Familien, 1723 sieben jüdische Familien und 1850 bereits 65 jüdische Familien (474 Personen, also 55% der Dorfbevölkerung), was die zahl-reichste jüdische Besiedlung in der Geschichte des Dorfes darstellt. 1890 lebten hier 71 Juden (11%) und 1930 nur noch zwei Personen jüdischen Glaubens.

Das jüdische Viertel befindet sich im westlichen Teil von Myslkovice. Ähnlich wie in der benachbarten Gemeinde Tučapy bestand es aus zwei durch einen Teich getrennten Einheiten. Nördlich des Teiches befand sich eine Synagoge, südlich des Teiches ein Krankenhaus. Insgesamt standen in den beiden jüdischen Wohnbezirken rund 40 Häuser, von denen die meis-ten umgebaut bis heute erhalten sind. Interessant ist das Schulgebäude an der Konskr.-Nr. 90 mit altem Gitter. Die wahrscheinlich um 1770 erbaute Synagoge, die baulich mit dem Rabbinerhaus verbunden war, wurde nach 1930 verlassen und um 1965 abgerissen.

Der Friedhof befindet sich 750 Meter vom Schloss entfernt am Wald-rand entlang eines markierten Wanderwegs. Er wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gegründet und aus dieser Zeit stammen die ältesten Grabsteine. Begräbnisse fanden hier bis zum Zweiten Weltkrieg statt. Auf dem Friedhof befinden sich viele wertvolle barocke und klassizistische Grabsteine. Von der Leichenhalle blieb nur das Mauerwerk übrig.

Wissenswertes: Die Grabsteine von Esterl, der Frau von Wolf Schönbaum, aus dem Jahr 1857 und von Markus Schönbaum aus dem Jahr 1872 sind mit dem Motiv des Trauerbaums verziert. Diese Darstellung basiert auf der jüdischen biblischen Tradition. In der Bibel finden wir den Text „Debora, die Amme von Rebekka, wurde unter einem Baum begraben, den Jakob als Klageeiche bezeichnet hat“ (Gen 35:8). Im Falle der Grabsteine von Myslkovice ist das Baummotiv darüber hinaus das Symbol des Namens der Begrabenen. Der Grabstein von Samuel, des Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Myslkovice, der in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts starb, ist an der Spitze mit einem Granatapfelmotiv verziert, dessen Körner uns über den Tag und den Monat seines Todes informieren. Die Körner des aufgeschnit-tenen Granatapfels symbolisieren die guten Taten des Verstorbenen, was auch ein Teil des Epitaphs bestätigt: er war „voll mit Mitzwa wie ein Granatapfel“.

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