35. Slavonice

Einzelne jüdische Familien haben sich bereits seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in der Stadt angesiedelt. In einer größeren Zahl zogen Juden nach Slavonice erst nach 1848, als ihnen teilweise Gleichberechtigung zugesprochen wurde. Bei der Volkszählung wurde festgestellt, dass 1848 27 Juden (1,1% aller Einwohner) und 1869 insgesamt 63 Juden (2,5% aller Einwohner) in Slavonice lebten. Ende des 19. Jahrhunderts erreichte die Anzahl der Juden das Maximum: 1880 lebten hier 75 Juden (2,9% aller Einwohner), 1910 sogar 85 Juden (3,1% aller Einwohner, was das Maximum ist) und 1930 dann 50 Juden, d. h. 2,3% aller Einwohner.

Ende des 19. Jahrhunderts errichteten die Juden in der Dlouhá-Straße eine Synagoge obwohl ein Betraum hier zweifellos bereits früher vorhanden gewesen sein muss – wahrscheinlich schon vor 1880 in einem der Privathäuser. 1895 wurde sie durch einen größeren Saal im Neubau des jüdischen Gemeindehauses an der Konskr.-Nr. 494 in der Dlouhá-Straße ersetzt, die sich im nordöstlichen Teil des Stadtkerns entlang den Mauern befindet. Das jüdische Gemeindehaus mit einem Betsaal wurde 1895 dank des hiesigen Fabrikbesitzers und Kaufmanns Lazar Stukhart errichtet, der für dessen Bau fünftausend Kronen spendete. Der Betsaal wurde am 25. Juni 1895 mit einem feierlichen Gottesdienst, der von den Rabbinern Dr. Nathan Frankl aus Písečné und Dr. A. Morgenstern aus Jemnice abgehalten wurde, eröffnet.

Über den Betsaal wissen wir nur sehr wenig: Es befand sich darin ein schönes Tabernakel und eine Frauengalerie. Im Erdgeschoss des Hauses befanden sich der Gemeinschaftsraum der Religionsgemeinde und der Raum des Armen- und Krankenverbands von Slavonice, im Obergeschoss befand sich die Wohnung des Kantors.

Gottesdienste wurden in der Synagoge bis 1938 abgehalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Gebäude als Kirchenhaus der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder. Nach 1967 wurde es für Wohnobjekte umgeändert. Zu dieser Zeit wurde der Betraum im oberen Stockwerk aufgelöst und durch die Decke in zwei Etagen geteilt.

Wissenswertes: Einen jüdischen Friedhof in Slavonice gab es nie – die hiesigen Juden wurden in Dolní Bolíkov, Staré Město pod Landštejnem oder Písek, bestattet.

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