36. Stádlec

In Stádlec lebten die Juden wahrscheinlich bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. 1724 sind in Stádlec drei jüdische Familien belegt, 1747 lebten in Stádlec sechs jüdische Familien, im Verzeichnis von Juden von 1783 sind zehn jüdische Familien eingetragen. 1880 lebten hier 77 Juden, 1890 dann 63 Juden (9% aller Einwohner), 1900 insgesamt 26 Juden (3,9% aller Einwohner) und 1930 nur noch sechs Juden (1,1% aller Einwohner).

Jüdische Häuser waren höchstwahrscheinlich bereits seit dem 18. Jahrhundert in der Straße Židovská ulice im westlichen Teils des Dorfes südlich der Parallelstraße nach Staré Sedlo konzentriert. Vor der Mitte des 19. Jahrhunderts standen hier neun jüdische Häuser, von denen ein Teil umgebaut erhalten geblieben ist. Ein Betraum ist in den schriftlichen Quellen erstmals 1723 belegt.

Die Synagoge an der Konskr.-Nr. 109 wurde in dem entstehenden „jüdischen Gässchen“ am westlichen Rand des Dorfes angeblich in den Jahren 1730–1740 erbaut und im 19. Jahrhundert umgebaut. Zeremonien fanden in der Synagoge regelmäßig bis Ende des 19. Jahrhunderts statt, gelegentlich vermutlich bis in die 1930er Jahre. Nach dem Krieg wurde im Betsaal ein Kino eingerichtet und die Frauengalerie diente den Zuschauern als Balkon. Zurzeit wird die Synagoge in eine Wohnung umgewandelt, der Hauptbetsaal wird kulturellen Zwecken dienen. Der kleine jüdische Friedhof wurde zwischen 1812 und 1814 auf den Feldern einen Kilometer südlich des Dorfes, südwestlich der Mühle Podhrázský mlýn gegründet. Bis dahin wurde auf dem jüdischen Friedhof in Zběšičky bestattet.

Auf dem 539 m2 großen Friedhof befinden sich etwa 100 Grabsteine aus den Jahren 1821 bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. Von der Umfassungsmauer aus Bruchstein und der Leichenhalle sind nur unbeträchtliche Reste des Mauerwerks geblieben. In den Jahren 2009 und 2012 wurden für etwa 200.000 CZK alle umgestürzten Grabsteine aufgerichtet, und in den Jahren 2015 bis 2016 wurden alle historischen Grabsteine restauriert. Der Friedhof ist frei zugänglich.

Wissenswertes: In Stádlec wurde der Prosaiker und Autor des Lehrbuchs der jüdischen Religion Josef Žalud (1850–1923 Prag) geboren.

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