43. Velký Pečín

In Velký Pěčín gab es keine jüdischen Kommunität und es wirkte hier auch keine jüdische Religionsgemeinde. Der jüdische Friedhof befindet sich im Wald 1,5 km nordwestlich des Dorfes an der Grenze zwischen der Region Südböhmen und der Region Vysočina, etwa zweihundert Meter östlich der Straße Myslůvka – Kostelní Vydří. Er wurde wahrscheinlich um Mitte des 16. Jahrhunderts für die Bedürfnisse der jüdischen Gemeinde in Telč gegründet.

Die ältesten erhaltenen Grabsteine stammen aus der Mitte des 17. Jahrhunderts: aus dem Jahr 1655 sind es die Grabsteine von Brajndl, der Tochter von Zajnvil, und Frajdl, der Tochter von Mordechai, der Grabstein von Hesdil, der Tochter von Jitzchak Tausk, stammt aus dem Jahr 1690. Unter anderem ist hier auch der Grabstein des Mäzens der jüdischen Gemeinde von Telč Jakub Lang aus dem Jahr 1829 erhalten geblieben. Bestattungen fanden hier bis Ende der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts statt, als zwischen den Jahren 1879 bis 1880 ein neuer jüdischer Friedhof in Telč (am südlichen Stadtrand) gegründet wurde. Auf dem 803 m2 großen jüdischen Friedhof befinden sich heute rund 150 Grabsteine, darunter zahlreiche wertvolle barocke und klassizistische Stelen. Der Friedhof ist frei zugänglich.

Wissenswertes: In der Nachbarstadt Kostelní Myslová wurde am 28. Mai 1889 der akademische Maler František Mořic Nágl, der Autor der Motive aus dem Ghetto Theresienstadt geboren. In seiner Heimat, die für ihn nicht nur ein Ort der Ruhe war, sondern auch eine Quelle der Inspiration für die bildende Kunst, verbrachte Franz Mořic die meiste Zeit seines Lebens, bis er 1941 auf dem Stadtplatz von Telč, als er hinter seiner Staffelei stand, verhaftet wurde. Anschließend wurde er in dem Gefängnis Kounicovy koleje in Brünn für sechs Monate in Haft gehalten. Im Mai 1942 wurde er mit seiner ganzen Familie und anderen Juden in das Ghetto Theresienstadt gebracht. In Theresienstadt malte und dokumentierte F. M. Nágl die Realität, die ihn umgab: das Innere der Ubikationen, die Ecken und Winkel der Höfe sowie die Gefangenen. Über seine Aquarelle, Zeichnungen und Gouache-Bilder hat man für lange Zeit nichts gewusst, weil der Maler sie im Dachboden in einem der Häuser eingemauert hatte. Sie wurden erst zufällig bei der Rekonstruktion des Gebäudes im Jahre 1950 entdeckt. Den Krieg hat niemand aus der Familie des Malers überlebt. Zum Gedenken an F. M. Nágl wurde am 22. Mai 2002 auf dem Platz Náměstí Zachariáše z Hradce in Telč eine Gedenktafel enthüllt.

Příloha

Zurück