46. Volary

Eine wenig zahlreiche jüdische Besiedlung der kleinen Stadt ist in schriftlichen Quellen seit Mitte des 19. Jahrhunderts belegt; 1880 lebten hier zwei Juden, 1930 ein Mensch jüdischer Abstammung.

Im Mai 1945 wurde am östlichen Stadtrand, neben dem Stadtfriedhof ein Friedhof für die Opfer des Todesmarsches errichtet. In dieser Zweit wurden hier weibliche Häftlinge aus dem deutschen Konzentrationslager Helmbrechts, aus dem am 13. April 1945 mehr als ein tausend dreihundert Frauen zum Todesmarsch vertrieben wurden, begraben. Am 4. Mai nachmittags kamen etwa 170 erschöpfte Frauen zu Fuß nach Volary und weitere etwa 140 Frauen wurden auf acht Pferdefuhrwerken gebracht, weil sie nicht mehr gehen konnten. Am 5. Mai wurde Volary von einer Truppe der US-Armee befreit. Ihr Befehlshaber ordnete die Exhumierung aller Gräber an, in denen Frauen begraben wurden, die im letzten Abschnitt des Todesmarsches von Kvilda nach Volary gestorben waren. Die Grabungen auf dem neu ausgewiesenen Friedhof wurden von den Deutschen unter Aufsicht amerikanischer Soldaten durchgeführt.

Am 11. Mai fand ein Begräbnis statt, an dem alle deutsche Einwohner einschließlich der Kinder teilnehmen mussten. Den Gottesdienst hielt der Kaplan der amerikanischen Armee Rabbi Herman Rocker ab. Danach wurden die Särge in mehrere Massengräber gelegt, über denen Holzkreuze mit den Namen der Begrabenen aufgestellt wurden. Frauen, die nach dem 11. Mai starben, wurden in separaten Gräbern bestattet. Insgesamt wurden hier 95 Frauen jüdischer Herkunft aus Ungarn, Polen, der Tschechoslowakei, Deutschland und Russland begraben. 1974 wurde auf einer Anhöhe vor dem Friedhof eine Skulptur des Torsos einer Frau des akademischen Bildhauers Vojtěch Pařík enthüllt.

1989 bis 1990 wurde das Areal des Friedhofs architektonisch neu gestaltet. Nach dem Entwurf des Architekten Vojtech Štorm aus Budweis wurden auf den Gräbern der begrabenen Opfer 95 einheitliche Grabsteine in Form traditioneller jüdischer Stele aufgestellt. In fünfundachtzig dieser Stelen sind die Namen der Begrabenen eingemeißelt, an zehn von ihnen steht nur die Inschrift „unbekannt.“ Im oberen Teil des Friedhofs wurde ein Denkmal errichtet, in dem die folgenden Worte eingemeißelt sind: „Es ist euch gleichgültig, euch allen, die ihr vorbeigeht? Schaut hin und seht, ob jemand unter einem solchen Schmerz leidet, der mir zugefügt wurde.

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