Schloss Měšice am Tábor

Das am Hauptweg stehende Gebäude sieht auf den ersten Blick nicht besonders aus, doch im Innern birgt es wahre Schätze. Und zwar das Tschechische Institut für internationale Begegnung (ČIMS), dessen Gründer Dr. Jan Nepomuk Berwid-Buquoy ein Mann vieler Talente ist: Politologe und Historiker, Verfasser von Pulp-Magazinen, ehemaliger Koch, Journalist, Verfasser von 14 Sachbüchern, Offizier des britischen Informationsdienstes, Stellvertretender Vorsitzender des Tschechischen Atlantikrats der NATO und gleichzeitig der heutige Vorsitzende des Ausschusses für Erziehung, Bildung und Aufklärung, Inhaber mehrerer Auszeichnungen und bis heute aktiv in der Politik tätig.

Bis heute wurden mehr als 15 Mio. CZK in das Schloss investiert, das Führungen in zwei verschiedenen Varianten anbietet. Die zweite Variante besticht mit den rekonstruierten wertvollen Rokoko-Fresken aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhundert, welche die italienische Kleinstadt Millesimo darstellen (aus der Graf Caretto stammt, der 1699 die Renaissance-Festung zum Barockschloss umbauen ließ). Attraktive Elemente stellen in der Schlossarchitektur die hofseitigen Arkaden mit dreieckigem Giebel und flachen Pilastern dar, wobei im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss wertvolle Kreuzrippengewölbe zu sehen sind.

Das Bemerkenswerteste am Schlossgebäude ist die Tatsache, dass es in sich vier verschiedene Baustile vereint: Renaissance, Barock, Rokoko und Empire, war für ein so kleines Gebäude außergewöhnlich und einmalig ist.

Dr. Jan Berwid-Buquoy lebt abwechselnd in Berlin und im Barockschloss Měšice, das 1545 von den Vorfahren seiner Mutter, dem Adelsgeschlecht Prokop von Hejlovce errichtet wurde, aus welchem höchstwahrscheinlich auch der legendäre Anführer der Hussiten Ondřej Prokop, genannt Holý, abstammte. Im 19. Jahrhundert stand das Schloss im Besitz der Barone Nádherný von Borutín.

Besonders interessant sind jedoch einige Exponate in den Innenräumen: eine Sitzbank und ein Esstisch von Reinhard Heydrich, und sogar das Bettlaken, auf dem er nach dem Attentat lag, eine Sitzgruppe von Nicolae Ceauşescu, die Ehebetten von Tomáš Garrigue Masaryk und seiner Frau Charlotte, ein Tisch und eine Sitzbank von Winston Churchill, eine Jugendstil-Schlafzimmer aus dem Jahr 1904 des französischen Außenministers Aristide Briand und weitere Besonderheiten.

„Ein Schloss ist kein Museum“, pflegt Dr. Buquoy zu sagen, „Sie dürfen alles berühren, sich hinsetzen und auch ausruhen, vielleicht in einem der Sessel.“

Im Rittersaal finden Vorträge und Tagungen, Treffen von Fachleuten sowie Konzerte für die Öffentlichkeit statt. Besucher müssen sich im Voraus anmelden, wobei Führungen ganzjährig ab 5 Personen angeboten werden.

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Tipps in der Umgebung: Kozí Hrádek ist eine knapp 5,5 km entfernte Ruine einer gotischen Burg, die zum sog. Nationalen Kulturdenkmal erklärt wurde. Vor seiner Reise nach Konstanz lebte hier zwischen 1413 und 1415 Meister Jan Hus.

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